Was ist ein Trauma?
Ein Trauma ist eine tiefgreifende seelische Verletzung, die durch extrem belastende oder erschütternde Ereignisse ausgelöst wird. Diese Ereignisse sind häufig so überwältigend, dass sie die Fähigkeit einer Person übersteigen, damit umzugehen. Das Wort „Trauma“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Verletzung“, was die psychische und emotionale Wirkung von belastenden Erfahrungen widerspiegelt.
Wann tritt ein Trauma auf?
Traumatische Erfahrungen treten meist plötzlich und unerwartet auf, oft in einer sehr intensiven Form. Sie können Menschen in verschiedensten Lebenslagen betreffen und lösen starke emotionale Reaktionen aus. Ein Trauma entsteht, wenn eine Person einem Ereignis ausgesetzt ist, das sie als extrem bedrohlich empfindet, sei es physisch oder psychisch. Es kann zu jeder Zeit im Leben auftreten und tritt oft bei Erlebnissen auf, die über die normale Belastungsgrenze hinausgehen, wie:
Was löst ein Trauma aus?
Ein Trauma entsteht nicht nur durch extreme Ereignisse, sondern auch durch die persönliche Wahrnehmung und Verarbeitung eines Ereignisses. Was für den einen Menschen ein überwältigendes Trauma sein kann, mag für einen anderen weniger belastend sein. Die Auslöser eines Traumas können vielfältig sein und reichen von äußeren Faktoren (wie Unfällen oder Katastrophen) bis hin zu inneren Erlebnissen (wie emotionaler Misshandlung oder dem Verlust eines geliebten Menschen).
Ein Trauma wird nicht immer sofort spürbar. Manchmal zeigt es sich erst nach Tagen, Wochen oder Jahren, wenn das Nervensystem nicht in der Lage ist, die überschüssige emotionale Energie des Erlebnisses zu verarbeiten.
Wie wirkt Somatic Experiencing bei Trauma?
Somatic Experiencing (SE) ist eine therapeutische Methode, die auf den Körper und das Nervensystem fokussiert, um traumatische Erfahrungen zu heilen. Die Methode wurde von Dr. Peter A. Levine entwickelt und basiert auf der Erkenntnis, dass das Nervensystem bei einem Trauma „eingefroren“ werden kann. In gefährlichen oder überwältigenden Situationen reagieren wir oft mit den natürlichen Überlebensmechanismen: Flucht, Kampf oder Erstarrung. Wenn diese Reaktionen nicht vollständig ausgelebt oder verarbeitet werden, bleibt die überschüssige Energie im Körper und kann zu einem dauerhaften Zustand der Anspannung oder des Schocks führen.
Somatic Experiencing hilft dabei, diese gebundene Energie wieder ins Gleichgewicht zu bringen und den Körper sanft zu beruhigen. Der Ansatz geht davon aus, dass Trauma nicht nur im Geist, sondern auch im Körper gespeichert wird. In der Therapie wird daher gezielt auf die körperlichen Empfindungen geachtet und der Körper schrittweise dabei unterstützt, die im Trauma gefangene Energie zu entladen.
Das Ziel von Somatic Experiencing ist es, den Klienten wieder in einen Zustand der inneren Ruhe und Sicherheit zu führen, in dem er mit den belastenden Erfahrungen in einer neuen, gesunden Weise umgehen kann.
Somatic Experiencing für Kinder
Somatic Experiencing (SE) kann auch sehr hilfreich für Kinder sein, die traumatische Erlebnisse verarbeitet haben oder mit anhaltendem Stress oder Ängsten kämpfen. Da Kinder oft noch nicht die verbalen Fähigkeiten oder das Bewusstsein haben, um über ihre Gefühle und Erlebnisse zu sprechen, liegt der Fokus in der Therapie auf dem Körper und den körperlichen Empfindungen, um das Trauma zu verarbeiten.
Wie funktioniert Somatic Experiencing bei Kindern?
Bei Kindern wird Somatic Experiencing oft spielerisch und kreativ eingesetzt, um ihnen zu helfen, die im Körper gespeicherte Energie zu lösen, die durch das Trauma entstanden ist. Kinder können sich leichter auf nonverbale Methoden einlassen, wie zum Beispiel über das Spiel, Bewegung, Achtsamkeist/Wahrnehmungsübungen, Geschichten neu erzählen.
Warum ist Somatic Experiencing besonders für Kinder geeignet?
Kinder reagieren auf Traumata anders als Erwachsene. Sie haben oft weniger verbale Ausdrucksmöglichkeiten und können ihre Gefühle noch nicht in Worte fassen. Der Ansatz von Somatic Experiencing ist besonders gut für sie geeignet, da er den Fokus auf den Körper legt, der oft der erste Ort ist, an dem Stress und Trauma spürbar sind. Durch SE können Kinder lernen, ihre Emotionen und Reaktionen wahrzunehmen, ohne sie direkt benennen zu müssen.
Ein weiterer Vorteil von SE für Kinder ist, dass es ihnen hilft, Kontrolle zurückzugewinnen. Trauma kann oft das Gefühl der Hilflosigkeit verstärken, doch Somatic Experiencing ermöglicht es Kindern, selbstwirksam zu werden und selbstständig Lösungen für ihre emotionalen Belastungen zu finden, indem sie mit ihren eigenen Körperempfindungen arbeiten.
Wie wirkt Somatic Experiencing bei traumatisierten Kindern?
Befreiung von Körperenergie: Traumatische Erfahrungen hinterlassen oft blockierte Energie im Körper. Somatic Experiencing hilft, diese gebundene Energie schrittweise zu lösen. Kinder erleben dies in Form von Bewegung oder durch den Umgang mit Spielmaterialien, die ihre Körperspannung reduzieren.
Erleben von Sicherheit: Ein zentraler Aspekt der Behandlung ist, dass das Kind sicher und wohlwollend begleitet wird. Das Gefühl der Sicherheit ist entscheidend für die Heilung. SE unterstützt Kinder dabei, ihren Körper als einen sicheren Raum zu erleben und negative Erfahrungen zu transformieren.
Erhöhung des Selbstbewusstseins: Durch SE lernen Kinder, auf die Signale ihres Körpers zu achten und zu verstehen, wie Stress oder Angst sich anfühlen. Dies stärkt ihre Selbstregulation und hilft ihnen, ihre Reaktionen auf Stresssituationen besser zu kontrollieren.
Somatic Experiencing kann daher ein wertvolles Werkzeug sein, um Kindern zu helfen, mit den Folgen von Traumata umzugehen und eine gesunde, stabile Grundlage für ihre emotionale und körperliche Entwicklung zu schaffen.